Man muss die Jungen gewähren lassen

Das Familienweingut Erich und Walter Polz und ein Leben im unermüdlichen Bestreben um reinen Wein, in mittlerweile 4. Generation. Ein Abbruch der Tradition ist nicht zu befürchten: Christoph Polz trägt das große Erbe mit spielerischer Kraft.

Es gibt diese Winzer, deren Name gewissermaßen synonymisch für Wein und Weinentwicklung steht, zumal aus österreichischer Sicht. Polz ist ein solcher. Man kann das ganz leicht nachvollziehen, indem man die vielschichtigen Leistungen des Hauses Polz in Sachen Wein betrachtet, seit 1912, indessen so richtig seit Beginn der Achtzigerjahre, mit der Übernahme aller Geschäfte durch die Brüder Erich und Walter (und Reinhold im Hintergrund). Lange vor dem heimischen Weinskandal, retrospektiv freilich ein Segen für die nationale Weinwirtschaft, haben Erich und Walter den Weg eingeschlagen zu frischen, trockenen Weinen, die das Terroir spiegeln und allgemein ihre Herkunft bezeugen sollten. Das war 1982 eine Revolution.

Kraft der Jugend

„Wir waren damals die junge Generation“, erzählt Erich Polz, der Visionär unter den Brüdern, „und ich erinnere mich gut, wie wir und unseresgleichen in den Anfängen von der Vätergeneration entgeistert angesehen wurden: Wie wir das Weinmachen verstanden, das war einfach neu. Allerdings hatten wir auch das Glück, dass die Zeit reif war für den frischen Zugang, den wir vertraten. Heute verfolge ich selber fasziniert, wie mein Sohn Christoph und seine Generationskollegen das Rad weiterdrehen in Richtung naturnahen Weinmachens. Es ist schön zu sehen, wie jede Generation neue Zugänge findet, und heute nimmt man die Technik möglichst zurück, gibt dem Wein Zeit zu reifen, durchaus auch in überraschende Richtungen. Und wenn heute ein Wein binnen zwei Jahren eine solche Perfektion erreicht hat wie früher ein Wein erst nach dreißig Jahren, dann ist das faszinierend.“

Polz steht für reinen Erzeugerwein, die Trauben stammen zu hundert Prozent aus eigenem Anbau. Vierzig der insgesamt bestellten Fläche von 108 Hektar sind absolute Toplage, die Weingärten liegen im Sausal, am Grassnitzberg, in Langegg. Alles unterschiedliche Böden, unterschiedliche Klimabedingungen. Beachten wir die Regel, wonach Wein zu einem Drittel vom Winzer, zu einem Drittel vom Terroir und zu einem Drittel vom Klima beeinflusst wird, dann ahnt man die Möglichkeiten, die sich Winemaker Christoph auftun. Er weiß sie zu nutzen. Übrigens Toplage: In Glanz nahe Leutschach liegt das Gut Pössnitzberg, ein besonderes Weinhotel, das alle Stückeln spielt, eigene Sektproduktion, tägliche Weinverkostungen und steirische Kulinarik inklusive.

www.polz.co.at

Text: Gerd Hofer

Erschienen im WEINREISE STEIERMARK Magazin, 2016, www.just-magazin.com

Foto v.l.: Erich, Christoph und Walter Polz © polz.co.at