Werner Luttenberger (l.) mit Weinkönigin Katja und Stefan Potzinger (Obmann Wein Steiermark)
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 „Wir zeigen die Spitze der steirischen Qualität!“

Werner Luttenberger, Landesweinbaudirektor Steiermark, im Interview zur Veranstaltung „Große Weine aus den besten Rieden der Steiermark“, die am 4. September 2018 im Palais Ferstel in Wien stattfindet. Warum eine neue Ära der Präsentationen eingeläutet wurde, was die Highlights des Events sind und warum die Steiermark an der Weltspitze mithalten kann.

Der Weinbote: Die Premiere dieser außergewöhnlichen Veranstaltung fand letztes Jahr höchst erfolgreich in Graz statt. Was war/ist die Grundidee dahinter?

Luttenberger: „Seit langem werden in der Steiermark erstklassige Riedenweine produziert, aber es wurde daraus wenig gemacht bzw. wurden sie zu wenig in der Öffentlichkeit kommuniziert. Dabei gewinnen Riedenweine immer mehr an Bedeutung – sie sind sozusagen die Speerspitze der Weinproduktion. Es sind jene Weine, die am besten rückverfolgbar sind und die Lage bzw. das Terroir am deutlichsten widerspiegeln. Und so ist die Idee zu einer Riedenwein-Veranstaltung entstanden, um neben der Junker- und Jahrgangspräsentation ein absolutes Highlight zu setzen. Zeitlich bot sich der September ideal an, denn um diese Jahreszeit werden die meisten Riedenweine abgefüllt. Anders als bei unseren beiden anderen Veranstaltungen geht es hier nicht um einen Jahrgang, sondern um Vergleiche von mehreren Jahrgängen und das Terroir. Man darf sich auf tolle Vertikalen freuen. Mit dieser Veranstaltung beginnt für uns auch eine neue Ära der Präsentationen.“

Der Weinbote: Warum heuer Wien statt Graz?

Luttenberger: „Bereits im Vorjahr gab es sehr viele Anfragen von Wien. Wir organisierten darauf hin sogar einen Shuttlebus. Wien ist unser zweitwichtigster Markt und sehr bedeutend für den Kontakt zu Endkunden und Händler. Natürlich wäre es toll, diese Veranstaltung in Graz und in Wien stattfinden zu lassen, aber das wäre zeitlich nicht möglich. Gerade Anfang September befinden sich die meisten Betriebe mitten in der Erntezeit. Aber vielleicht entwickelt sich die Präsentation ja zu einer Roadshow – zwischen Graz, Wien, Innsbruck, München u. s. w. Dennoch wollen wir mit dieser exklusiven Rieden-Verkostung immer klein und fein bleiben und ein gezieltes Publikum, nicht die Masse, ansprechen. Wir wollen die Spitze der steirischen Qualität zeigen – und das über die Bundeslandgrenzen hinaus. Im Palais Ferstel haben 600 Leute Platz – und wir sind sehr zuversichtlich, dass wir das schaffen. Und von Graz aus wird es auch wieder einen Shuttle geben, damit wir natürlich auch alle steirischen Weinliebhaber die Möglichkeit eines bequemen Besuchs bieten können.“

Der Weinbote: Wie ist der Ablauf der Veranstaltung, was erwartet einen?

Luttenberger: „Insgesamt werden 47 Winzer und ein Gastwinzer – Uwe Schiefer aus dem Burgenland – ihre besten Riedenweine zur Verkostung anbieten. Bei diesen hunderten von Weinen ist alles dabei, was das Weinkenner-Herz begehrt: Jahrgangs-Vertikalen, Großflaschen, aktuelle Kostproben, spannende Cuvées u. v. m. Dazu gibt es ein mehrgängiges Flying Buffet. Alles inklusive kostet € 42,- pro Person, ich denke das ist ein sehr fairer Preis! Los geht es um 16 Uhr.“

Der Weinbote: Die Bezeichnung „Lage“ wurde ja vor nicht all zu langer Zeit von „Ried“ abgelöst. Warum diese Änderung?

Luttenberger: „Aus marketingtechnischen Gründen. Es war eine österreichweite Entscheidung, die Bezeichnung zu vereinheitlichen und so einigte man sich auf die Bezeichnung ,Ried‘. Ich finde es gut, dass es nun im ganzen Land einheitlich ist.“

Der Weinbote: Das Terroir und damit auch die Rieden gewinnen immer mehr an Bedeutung. Werden sie eines Tages vielleicht sogar wichtiger als die Rebsorten?

Luttenberger: „Bei Rotweinen stehen die Sorten ja immer schon im Hintergrund. Bei Weißweinen komplett weg von Sorten zu gehen, wäre aber nicht der richtige Weg. Die Kunden erwarten sich eine Sortenbezeichnung. Die Sorte sollte die Basis sein – und alles andere wie der Jahrgang, die Region oder die Riede sind das I-Tüpfelchen. Unser Klima und der Boden in den drei steirischen Weinregionen Südsteiermark, Weststeiermark und Vulkanland sind so einzigartig, dass sich die Kombination zwischen Sortentypizität und Herkunftsmerkmalen von ganz allein ergibt. Ich finde es toll, wenn Winzer wie Tement eine Cuvée aus einer bestimmten Region oder Riede machen und ihn z. B. ,Weiß‘ nennen. Das spiegelt unseren Boden perfekt wider. Aber wir haben die Erfahrung gemacht, dass 90 Prozent der Leute nach einer bestimmten Rebsorte fragen.“

Der Weinbote: Wo liegt die Steiermark im internationalen Wein-Vergleich?

Luttenberger: „Unser Zugpferd ist natürlich der Sauvignon Blanc. Siehe Concours Mondial du Sauvignon, bei dem wir schon zwei Mal eine Weltmeister-Goldmedaille holen konnten! Wir haben beim Sauvignon sehr viel dazu gelernt in den letzten Jahren, da hat sich viel weiter entwickelt. Aber im Vergleich zum Rest der Welt muss man natürlich eingestehen, dass wir klein sind und eine Nischenproduktion haben. Österreich besitzt ein Prozent von der Rebfläche Europas und davon befinden sich zehn Prozent in der Steiermark. Deshalb ist auch unser Heimpublikum sehr wichtig! Unser Image ist weltweit gesehen aber super – Deutschland zum Beispiel ist ein ganz großer, wichtiger Markt. Mit unserer Qualität sind wir absolut an der Spitze mit dabei – die Quantität fehlt uns eben. Aber ich denke, in Zukunft wird es nicht nur der Sauvignon sein, mit dem wir weltweit für Aufsehen sorgen, sondern auch andere Sorten wie z. B. Burgunder.“

Der Weinbote: Das wollen wir hoffen 🙂  Auf eine tolle Verkostung am 4. September – wir freuen uns!