Weingut Harkamp – Solera Reserve, Extra Brut

Der allergrößte Teil der Schaumweine kommt als Non-Vintage (Verschnitt aus mehreren Jahrgängen) auf den Markt. Anders als bei Wein, hat sich diese Art der Erzeugung auf dem Qualitätsweinmarkt durchgesetzt. Schon in früheren Jahrhunderten behielten sich viele Erzeuger einen oder mehrere Jahrgänge zurück, um im Fall einer schlechten Ernte, oder gar eines Ernteausfalls, einen qualitativ hochwertigen Schaumwein auf den Markt bringen zu können. Auch war dadurch gewährleistet, daß das Produkt sich von Jahrgang zu Jahrgang ähnelte und dadurch entwickelte sich ein sogenannter Stil des Hauses, der für die „Grandes Marques“ in der Champagne von großer Wichtigkeit ist.

Eine weitere Art von Non Vintage kann durch Verwendung einer Solera hergestellt werden. Hierbei werden die einzelnen Jahrgänge nicht getrennt, sondern zusammen in einem Behälter gelagert und jedes Jahr mit dem neuen Jahrgang ergänzt. Dadurch erhält man eine annähernd gleich bleibende Qualität und wann immer nötig, kann man daraus die für die Flaschengärung nötige Menge entnehmen. Auch das Enfant terrible der Champagne, Anselme Selosse, verwendet diese Methode für seinen „Grand Cru Blanc the Blanc Substance“, der aus einer 1986 gegründeten Solera kommt.

Anders aber als bei einer Cuvée, kann man bei dieser Art jedoch nicht so sehr in die Gestaltung des Weines eingreifen. Eine Solera ist ein eigenes Universum, ein eigenes Lebewesen, welches Jahr für Jahr wächst, sich verändert und komplexer wird. Jede Füllung unterscheidet sich im Detail von der vorhergehenden, die Möglichkeit der Cuvéetierung entfällt.

Der für diesen Sekt verwendete Wein kommt aus einer noch jungen Solera, die sich aus den Jahrgängen 2017 und 2018 zusammensetzt. Verwendet wurden die Rebsorten Weißburgunder und Zweigelt, welche per Hand gelesen und nach einer schonenden Ganztraubenpressung im großen Holzfass ausgebaut wurden. Die anschließende Flaschengärung erstreckte sich über einen Zeitraum von 18 Monaten.

In der Nase dicht und elegant, mit Aromen nach gelbem Apfel, reifer Birne, Quitte, Haselnuss, Brioche, Marzipan und etwas Honig. Dies alles schwebend über einem tiefen, in sich ruhenden Fruchtkern, der Dichte und Intensität verleiht. Am Gaumen von einnehmender Harmonie und charaktervoller Individualität. Karg und komplex zur gleichen Zeit, verfügt er über Straffheit und Raffinesse. Die gut eingebundener Säure verleiht Frische und führt zu einem langen Abgang mit anhaltender Zitrusnote.

Hannes Harkamp kennt die Champagne. Diese Region ist im Bereich der Schaumweine das Maß aller Dinge und wird es auf unabsehbare Zeit auch bleiben. Er weiß um ihre Besonderheit, erkennt was wichtig ist und zieht seine Schlüsse. Seine Sekte mögen an die Champagne erinnern, verfügen aber über genügend Authentizität und Eigenheit, um die Steiermark mit all ihren Vorzügen im Glas erkennbar zu machen. Der „Solera“ zeigt dies auf besonders eindrucksvolle Art. Er ist ein Schritt vorwärts und erweckt Neugier. Er bestätigt zum wiederholten Male die Spitzenstellung des Weingutes im Bereich des steirischen Sektes.

Alkohol: 12%, Säure: 6,4 g/l, Restzucker: 3 g/l

Degorgiert am 13. Oktober 2020

Unser Wertung: 93/100 Punkten

www.harkamp.at

Verkostet und bewertet von Weinakadmiker Helmut Gramer