Beeindruckend: Krispel eröffnete neuen Weinkeller!
Am 13. Mai 2023 war es endlich soweit. Der neue Weinkeller am Genussgut Krispel wurde hochoffiziell von der Landesrätin Barbara Eibinger-Miedl und Stefan Krispel unter Beisein seiner Familie eröffnet. Und nicht nur der Keller inklusive Lager, Logistik und Büro an sich, sondern auch die Zahlen beeindrucken: 3.400 m2 wurden verbaut, 8,2 Millionen investiert.
Mit dabei auch Sonja Skalnik, Vorsitzende der Erlebnisregion Thermen-& Vulkanland Steiermark sowie der Stradener BGM Gerhard Konrad. Alle betonten die Leuchtturmfunktion des Genussguts Krispel für die Region. Schlussendlich segnete der Stradener Pfarrer Johannes Lang den Keller. So war das Fest eröffnet und Stefan Krispel durfte sich über den Tag verteilt über rund 2.500 Gäste freuen, die noch bis nach Mitternacht den Weinkeller und seine Betreiber hochleben ließen.
Großbau mit Hirn
Stefan Krispel ist weit über die Grenzen von Straden als Vordenker und Zugpferd der Region bekannt. Mit dem Neubau des Weinkellers stellt er diese Attribute wieder unter Beweis: Was tun, wenn der alte Keller aus allen Nähten platzt und die gesamte Logistik nur noch hakt? Mutig alles neu denken und trotz Pandemie und Inflation die idealen Voraussetzungen für höchste Qualität ohne Kompromisse erschaffen.
In der Planung standen die Arbeitsabläufe und die Optimierung der Qualität im Mittelpunkt des Denkens. Rundherum wurde dann die Hülle, deren Einbindung in die Landschaft und die möglichst autarke Energieversorgung erdacht. Das steirische Vulkanland beeindruckt mit seiner malerischen Landschaft und den kleinen landwirtschaftlichen Flächen das Auge des Betrachters. Hier ein kleiner Weingarten, dort ein kleiner Acker, dazwischen Wiesen, Wälder und Obstgärten. Eine Vielfalt, der eine starke Kooperationsfähigkeit zugrunde liegt, will man erfolgreich wirtschaften. So wird das Weingut Krispel von mehr als 50 Weingartenbesitzern aus der Region mit Trauben beliefert, die Flächen zwischen 0,3 und 5 Hektar bewirtschaften und keinen Wein produzieren oder nur geringe Mengen an Trauben verarbeiten.
Aus den Trauben dieser Lieferanten werden die Gebietsweine des
Genussguts erzeugt: „Durch die Vielzahl der Lieferanten brummt es
zur Lese am Genussgut wie in einem Bienenstock. Dieser Zustrom wird nun durch den Neubau gelenkt und geordnet”, so der Winzer Stefan Krispel. Nach dem Wiegen des Leseguts wird dieses, mithilfe der optischen Traubensortieranlage, ausgelesen und schadhafte Beeren mittels Druckluft aussortiert, bevor gerebelt oder gequetscht
und gepresst wird. Selbstverständlich durchlaufen auch die Trauben aus den Eigenflächen, aus denen die Orts- und Riedenweine gekeltert werden, dieses Prozedere. Gerade in schwierigen Jahren, wo Fäulnis das Lesegut beeinträchtigt, ist eine exakte Kontrolle der Trauben notwendig. So genau und so schnell wie die neue optische Traubensortieranlage kann kein Leser und kein Winzer sein, meint Stefan Krispel: „All unsere Trauben durchlaufen das Herzstück unserer neuen Produktionslinie, die optische Traubensortieranlage. Damit wird ein Quantensprung in der Qualität möglich, der für die Steiermark einzigartig ist.“
9 Pressen, 135 Hektar
Damit die Menge an aussortiertem Lesegut auch rasch verarbeitet werden kann, musste die gesamte Infrastruktur im Keller angepasst werden: Insgesamt 9 Pressen sorgen für eine rasche Weiterverarbeitung der Trauben zu Most, der dann in Absetztanks geklärt wird, bevor er in Gärtanks oder Holzfässern zu Wein werden darf. Insgesamt werden im neuen Keller Trauben von 100 Hektar Zukauf und 35 Hektar Eigenflächen zu Wein verarbeitet.
Gärung, Füllung, Lagerung
Der alte Keller platzte nicht nur logistisch aus allen Nähten, auch waren die Edelstahltanks für die Hefelagerung des Weines nach der Gärung knapp: „Für die Lagerung der Weine im Holzfass wurde bereits 2020 ein neuer Keller – der Weintresor – errichtet, für die Gärung im Holzfass wurde im Neubau nun ein extra Raum vorgesehen”, so der Winzer.
Zur Abfüllanlage: Nach dem Ende der Reifung ist es dann Zeit, den Wein in die Flasche zu bringen, was nun ebenfalls im neuen Keller auf einer erneuerten Füllstraße erfolgen kann. Im Neubau wird erstmals auch die gesamte Lagerfläche integriert. „Die letzten 5 Jahre mussten wir Flächen anmieten, nun ist das Lager ein Teil des
erweiterten Kellers. Die gesamte Logistik wird dadurch vereinfacht und die Weine können somit kostengünstiger und mit weniger Arbeitsaufwand für Spedition, Versand oder Verkauf vorbereitet werden,“ sagt Stefan Krispel. Die Lager- und Produktionsflächen wurden auf 3.400 m² erweitert und unter einem Dach vereint.
Besonders stolz ist der Winzer auf seine Schatzkammer. Hier stehen 180 m² Lagerfläche für Riedenweine, Raritäten und Großflaschen zur Verfügung. Rund 100.000 Flaschen sollen hier Platz haben.
Einbindung in die Landschaft
Nicht nur die Harmonie des Weines steht bei den Krispels im Mit-
telpunkt, auch die Harmonie für Gebäude und Landschaft prägen
seit vielen Jahren Denken und Tun. Wie schon beim Eingangsgebäude und dem bisherigen Keller sorgte weidemann architektur aus Hamburg für die Vulkanisierung der Ursprungsidee: „Die Bestandsgebäude werden durch eine straßenbegleitende Bebauung zu einer gestalterischen Einheit zusammengeführt. Die Fassade entlang der Straße verbindet die neue Produktionshalle als den Ort, wo der Wein erzeugt wird, mit dem Eingangsgebäude, das den Zugang zum Genuss verschafft. Die Fassadenplatten aus Sichtbeton bilden die Formen von tektonischen Platten, die sich infolge der Erdbewegungen verschoben und verworfen haben. Die Einschnitte gewähren den Einblick in das Vulkanische, das hervorbrechen will: Das Glühende zeigt sich im Glanz der Kupferflächen, das Erstarrte in den matt-schwarzen Formen und Oberflächen. Der Vulkanismus bildet die Grundlage für das Lokalklima und das Terroir für den Wein. Durch ihn wächst der zarte Spross.“ (Zitat architektur weidemann)
Unter den tektonischen Platten des Kellerdaches befindet sich symbolisch die Magmakammer, in der Trauben zu Wein gequetscht, gepresst, vergoren werden.
Im Einklang mit der Natur
Nachhaltigkeit und Bio sind für uns mehr als nur Schlagworte. Wir nehmen die Herausforderungen der Zukunft sehr ernst, sind doch gerade in der Landwirtschaft der gesunde Boden und die gesunde Natur die notwendigen Voraussetzungen für ein Weiterbestehen als Wirtschaftsbetrieb für die kommenden Generationen.
Die Landwirtschaft mit den Wollschweinen ist seit 2023 Bio-zertifiziert, die Weingärten sind seit 2020 in Umstellung, mit Jahrgang 2023 werden unsere Orts- und Riedenweine erstmals biologisch sein.
Auch eine nachhaltige Energieversorgung ist wichtig: In einem neuen Energiekonzept versorgt sich das Genussgut durch eine Hackgutheizung (120 kW), Wärmepumpe (70 kW) und Photovoltaikanlage (160 kWp) größtenteils autark. Um dem Nachdruck zu verleihen, trägt das Weingut Krispel das Gütesiegel „Nachhaltig Austria“.
Fakten: DER NEUE WEINKELLER
Der Keller
Die Lager- und Produktionsflächen wurden auf einer Gesamtfläche von 3.400 m2 unter einem Dach vereint. Die Gesamtinvestition beträgt EUR 8.2 Mio.
Weinlese
Oft extreme Hangneigungen lassen nur eine händische Weinlese zu.
Digitale Auslese
Nach der Anlieferung des Traubenguts sorgt die neue optische Sortieranlage für die besten Voraussetzungen bezüglich einer gelungenen Vinifizierung. Das optische Sortiergerät: Hier werden Trauben aus 134 ha Rebflächen auf ihre Qualität überprüft.
Presshaus
9 Weinpressen sorgen für eine effiziente Ernte. Schonender Pressvorgang mit 0,1 – 1,2 bar sind Ausgangspunkt für die beste Weinqualität. Pressvolumen: Maximale Kapazität von 150 t/Tag.
Abfüllanlage
Stündlich können bis zu 3.000 Flaschen abgefüllt werden. Weitere Bausteine in der Qualitätssicherung sind die Kontrolle möglicher Verunreinigungen der Flasche, Kapsel- und Füllstandskontrolle mittels Sensoren.
Stahltankkeller
Hier stehen 65 Stahltanks mit einem Fassungsvermögen von 675 bis 25.000 Liter. Ob Rieden- oder Gebietswein, in den jeweiligen Stahltank kommen sie zuletzt alle. Von dort geht es in die Abfüllanlage.
Schweinerei
Die Wollschweine auf dem Genussgut Krispel fühlen sich sichtlich wohl. Aus gutem Grund: Das Genussgut wurde nachhaltig zertifiziert und die Wollschweinprodukte wurden biologisch zertifiziert. Das schmeckt man auch.
Energieraum
Kombination aus einer Wärmepumpe (70 kW), einer Hackschnitzelanlage (120 kW) und einer Photovoltaikanlage am Dach (160 kWp) – 2/3 des Energiebedarfs am Genussgut werden selbst produziert.
Fotos: Broboters, Dow
15. 5. 2023