Sattlerhof – Sauvignon Blanc Ried Kranachberg 2017
Ich mag Wein. Alle Arten von Wein. Manche mehr und manche weniger. Aber am allerliebsten mag ich Weine, die abseits aller Trends stehen, die sich über ihre kompromisslose Verbundenheit zu ihrem Umfeld definieren und bei denen die innere Harmonie der Maßstab aller Dinge ist.
Solche, wo es an nichts fehlt und alles wie selbstverständlich scheint. Weine, bei denen nichts zu viel ist und nichts zu wenig, nichts stört, aber man auch nichts vermisst, die handwerklich perfekt, aber trotzdem oder gerade darum, einzigartig sind. Solche Weine mag ich, und ganz besonders den Sauvignon Blanc Ried Kranachberg.
Diese Weine entstehen aber nicht von selbst. Sie haben meist eine Geschichte, die weit in die Vergangenheit zurückreicht. In diesem Fall bis ins Jahr 1887. In diesem Jahr kam der Sattlerhof in Familienbesitz und bereits um 1900 wurde unter der Bezeichnung Muskat Sylvaner, Sauvignon Blanc angebaut. So richtig begonnen hat aber alles erst in den 1960er Jahren. Damals prägte Wilhelm Sattler den klaren Stil der Weine, welchen Willi Sattler in den letzten Jahrzehnten noch perfektionierte. Die Söhne Alexander und Andreas führen ihn nun in die Zukunft.
Aber es braucht mehr, als nur das. Es braucht Erfahrung, das Einlassen auf die Möglichkeiten der Gegebenheiten und die Hingabe des Weinbauern. Es braucht Feingefühl und eine Vision. Man muss sich selbst genug sein, ohne die Offenheit für Neues zu verlieren. Man muss auf die eigene Stärke vertrauen und auch in schwierigen Jahren wie 2016, als der Frost einen Großteil der Ernte vernichtete, nicht von seiner Überzeugung abweichen. Auf diese Weise bewahrt man seine Einzigartigkeit und verfestigt den Platz in der Weinwelt.
Diesen Platz hat der Sattlerhof schon lange und nicht zuletzt durch den Kranachberg. In einer Höhe von 400 bis 500 m, wachsen die Reben auf kalkhaltigem Quarzsandboden mit Hellglimmer, Mangan und Eisen. Hier erntet man hochwertige Trauben, die durch die großen Unterschiede in der Tages- und Nachttemperatur noch an fruchtigem Ausdruck und Intensität gewinnen. Die Trauben werden per Hand gelesen. Die Vergärung, sowie der Ausbau, erfolgen auf der Hefe im Edelstahltank.
In der Nase klar und intensiv. Die reine Frucht in puristischer Form. Konzentrierte Aromen nach schwarzer Ribisel, grünem Apfel, Honigmelone, Stachelbeere, etwas Dill und Zuckererbse. Wunderbar fein und elegant. Am Gaumen viel reife Frucht, die aber nie an Präzision verliert. Extrem fokussiert und reich an Finesse. Kühl, mit feinem Gerbstoff. Die reife Säurestruktur wird begleitet von salzigen und würzigen Elementen. Der Abgang ist lang.
Der Sauvignon Blanc Kranachberg ist unangreifbar. Zeit ist für ihn ohne Relevanz. Seine Frische und seine klare, präzise Art verliert er auch nach zwanzig Jahren und mehr nicht. Er scheint alterslos zu sein. Eine Ikone der steirischen Weinlandschaft mit fast grenzenlosem Reifepotenzial.
Alkohol: 13,5%, Säure: 5,9 g/l, Restzucker: 1 g/l
Unsere Bewertung: 95 von 100 Punkten
Verkostet und bewertet von Weinakademiker Helmut Gramer
