Weingut Krispel – Sauvignon Blanc Ried Hochstrandl „Alte Reben“ 2020

 

 

Das Weingut Krispel verarbeitet die größte Rebfläche im Vulkanland Steiermark.

34 Hektar an eigenen Weingärten stehen zur Verfügung und eine ganze Menge wird zugekauft. Derzeit zirka 70 Hektar, in Zukunft werden es um die 120 Hektar sein. Eine beachtliche Größe und die muss auch vermarktet werden. Dies erfordert natürlich strategisches und weitreichendes Denken. Auf dem heimischen Markt kann diese Menge nur schwer an den Konsumenten gebracht werden, hier muss man in den Export gehen. Mit Florian Schütky hat das Weingut seit kurzem einen erfahrenen Mann an Bord. Die ersten Erfolge stellen sich bereits ein und weitere werden folgen.

 

Die Reben von der Ried Hochstrandl wurden im Jahre 1974 auf einem Basaltverwitterungsboden mit hohem Sand- und Tonanteil gepflanzt. Zehn Hektar umfasst die süd-südöstlich ausgerichtete Ried und nur auf 0,7 ha steht Sauvignon Blanc.

 

Anfangs erkennt man leichte Röstaromen, sowie fruchtig-würzige Noten nach Stachelbeere und etwas grünen Paprika. Mit etwas Luft erweitert sich das Spektrum durch dunkle, leicht reduktive Aromen. Wunderbar kompakt und dicht, der 18-monatige Ausbau im großen Holzfass ist nur erahnbar. Am Gaumen voller Klarheit, Frische und Eleganz. Die saftige Frucht bleibt erhalten und wird von mineralisch umrandeten Noten nach schwarzer Ribisel ergänzt. Intensiv mit reifer Säurestruktur, sehr guter Länge und großem Potential.

 

International gesehen hat man hier mehr Bordeaux als Loire im Glas, aber die Steiermark ist immer und überall gegenwärtig. Sie ist erkennbar durch ihre einzigartige Frische und es zeigt sich wieder einmal, dass die Sorte Sauvignon Blanc wie kaum eine andere dazu in der Lage ist, die Steiermark ins Glas zu bringen.

 

Und überhaupt: wir in der Steiermark spüren wie überall den Klimawandel, aber trotzdem verringern sich die Rotweinflächen. Möchte man Forschern und in die Zukunft blickenden Weinexperten glauben, so wird es über kurz oder lang in der Steiermark für Weißwein zu warm werden und Rotwein wird an Pflanzfläche zunehmen. Die Zahlen sprechen aber eine andere Sprache und erzählen von einem Anstieg der weißen Rebsorten. Und das scheint gut so.

 

Und wenn man als steirischer Weinproduzent am österreichischen Markt Erfolg haben will, so geht das – der Schilcher hat hier eine Sonderstellung – nur über Weißwein und international erst recht. Kaum jemand interessiert sich für Rotwein aus der Steiermark, außer den Steirern selbst. Dieser Markt ist aber nicht groß genug. Die mittelbare Zukunft scheint weiß!

 

Auch haben wir in der Steiermark vielerlei Möglichkeiten. Wir könne in die Höhe zu gehen, die Weingärten westlich oder nördlich auszurichten oder durch Blattmanagement die Reife beeinflussen. Weiters existiert die reale Tatsache, dass sich die Rebe dem Klimawandel anpasst. Und ja, sie wird sich anpassen, die einzige Frage ist, ob es ihr in der erforderlichen Geschwindigkeit gelingt.

 

Stefan Krispel ist mit dieser Herausforderung jahrein-jahraus konfrontiert und scheint über die Gabe des richtigen Laubmanagements und Erntezeitpunktes zu verfügen. Auch die darauffolgende Vinifizierung ist darauf ausgerichtet, eine Klarheit und Eleganz im Wein zu erhalten, die einen unvermutet trifft und staunend zurücklässt.

Stein Stil ist ein wiedererkennbarer; einladend und würzig, mit genau der richtigen Menge Frucht und einer leichten, nie störenden Reduktion. Am Gaumen mit viel Druck, Harmonie und Präzision. Besser kann das Vulkanland kaum schmecken!

 

 

Alkohol: 12%, Säure: 6,1 g/l, Zucker: 2,9 g/l

 

Unsere Bewertung: 95/100 Punkten

 

www.krispel.at

Verkostet und bewertet von Weinakademiker und Präsident des Steirischen Sommeliervereins Helmut Gramer