Fischer Weine – Riesling Ried Stradenberg Vulkanland Steiermark DAC 2020
Vorurteile gibt es immer und überall, und ganz besonders auch in der Weinwelt. Steirer mögen keinen Veltliner, Muskateller sind immer süß und die Amerikaner mögen nichts, was sie nicht buchstabieren können. So oder so ähnlich lauten sie und auch der Riesling bleibt von Vorurteilen nicht verschont. Die Engländer mögen ihn nicht, weil die Deutschen im 2. Weltkrieg zu ihren Feinden zählten und Frau Maier mag ihn nicht, weil sie einmal einen getrunken hat und der war süß. Das Wort Säure darf man sowieso niemals laut aussprechen und wenn dann noch irgendwo das Wort Petrol fällt, ist sowieso alles vorbei.
Und irgendwo liest man dann jedes Jahr, das dieser Sommer wieder ein „Summer of Riesling“ sei, aber getrunken wird Rosé, Prosecco und Aperol Spritz. Riesling ist der König oder vielmehr die Königin der Weißweine, aber das scheint niemanden zu kümmern. Riesling ist was für Spezialisten, sollte aber universell sein, irgendwie so wie Grauburgunder, den scheinen fast alle zu mögen aber warum, weiß keiner genau.
Wie großartig Riesling sein kann, zeigt der Ried Stradenberg vom Weingut Fischer. Die Reben, gepflanzt im Jahre 1999, wachsen auf vulkanischem Boden. Basalt und Tuff sind hier vorherrschend, durchzogen von kalkhaltigen Einschüben, mit einer Auflage aus Lehm. Die Trauben werden per Hand gelesen und nach einer spontanen Vergärung erfolgte der Ausbau im neutralen 750 l Eichenholzfass. Anschließende Lagerung auf der Vollhefe mit Reifung bis Mitte April.
Sofort ansprechende Nase mit Aromen nach Marille, Blütenhonig, leichter Exotik, Honigmelone, Feuerstein, Rauch und einer feine Kräuternote. Eine leichte, dem Zeitgeist geschuldete Reduktion gibt zusätzlich Spannung und Wertigkeit. Am Gaumen von absoluter Eleganz, mit wunderbarer Frische und guter Intensität. Der lange, mineralisch geprägte Abgang ist voll vom Geschmack nach reifer Zitrone, feiner Exotik und einer Ahnung von Blütenhonig. Ein Wein mit absolutem Lagerpotential, begeisternd in seiner unglaublichen Frische und vollendeten Harmonie.
Das Sausal ist jene Region in der Steiermark, wo der Riesling, fernab vom deutschen Ursprung, eine Heimat gefunden hat. Hier fühlt er sich wohl, bringt gute Qualitäten und wird geschätzt. Aber auch in der südöstlichen Ecke der Steiermark ist er kein Fremder. Hier in diesem, an Slowenien grenzendem Gebiet zwischen Klöch, Tieschen und St. Anna am Aigen, gefällt es dem Riesling und er wächst gut auf diesen vulkanischen Böden. Weingüter wie Müller, Engel und eben Fischer zeigen mit ihren Rieslingen, dass dieser auch in wärmeren Klimaten zu Großem fähig ist.
Und überhaupt, das Weingut Fischer ist eine der ganz großen Versprechungen für die Zukunft und liefert bereits jetzt, in der Gegenwart, Weine die sich in ihrer Brillanz und Eigenständigkeit auf allerhöchstem Niveau bewegen.
Alkohol: 12,5%, Säure: 6,2 g/l, Restzucker: 6,7 g/l
Unsere Wertung: 93/100 Punkten