Christoph Polz – Welschriesling Hochgrassnitzberg 2020

Christoph Polz ist Kellermeister beim Weingut Polz, bewirtschaftet aber in Eigenregie auch eine Rebfläche von insgesamt 3,6 ha am Hochgrassnitzberg. Davon sind 2,2 ha Eigenfläche und 1,4 ha  in Pacht. Bestockt sind diese mit Welschriesling, Morillon, Sauvignon Blanc, Riesling und Blaufränkisch. Im Moment werden nur Welschriesling und Morillon unter dem eigenen Label vermarktet, aber in Zukunft wird das Portfolio erweitert werden. Seit 2020 werden die Flächen biologisch bearbeitet und sind ab 2023 zertifiziert.

Dieser Welschriesling wächst in einer Höhe von 380 bis 440 Metern, auf Muschelkalkboden mit nur geringer Erdauflage. Die Stöcke sind 33 Jahre alt, gelesen wurde die Trauben am 14. Oktober 2020. Ohne längere Maischestandzeit wurden sie im Ganzen gepresst, in vier 2 – 5 jährige  Barriques umgezogen und darin spontan vergoren. Anschließend verbrachte der Wein 12 Monate ohne Schwefelzugabe auf der Vollhefe. Danach wurde er in einen Stahltank umgezogen, zur Klärung noch ein zweites Mal, bevor er schließlich im August 2022 unfiltriert und mit nur einer geringen Schwefelzugabe von 5 mg/l gefüllt wurde. 1300 Flaschen wurden produziert,

In der Nase erkennt man ganz leicht reduktive Noten, etwas Feuerstein und hellen Rauch sowie verhaltene Aromen nach gelber Apfelschale, Vanille und Thymian. Allgegenwärtig sind feine Zitrusnoten. Am Gaumen frisch, harmonisch und leicht cremig, mit feinem Gerbstoff und wunderbar eingebundener Säure. Sehr gute Länge.

Es ist ein ruhiger Wein, der den Spagat zwischen Laissez-faire und präziser Perfektion schafft. Scheinbar mühelos fließen hier die Strukturen ineinander und schaffen eine Harmonie auf höchster Ebene. Die größtmögliche Sorgfalt wurde in die Bereitung dieses Weines gelegt, jeder Handgriff sorgsam überlegt und doch nur das Notwendigste getan. Die Eingriffe in das Werden des Weines sind kaum spürbar und führten zu einem perfekten Ergebnis.

Ich habe die Zukunft des Rock´ n Roll gesehen und ihr Name ist Bruce Springsteen. Jon Landau, ein amerikanischer Musikkritiker, schrieb diesen Satz 1974 im Magazin Rolling Stone. Ein Satz der seine Bedeutung bis jetzt nicht verloren hat und ganz nebenbei, er hat recht gehabt.

Dieser Satz ging mir durch den Kopf, als ich die Weine von Christoph Polz gekostet habe. Obwohl voll innerer Ruhe und niemals plakativ, strahlen sie eine unglaubliche Energie aus. Sie sind kaum mit anderen Weinen vergleichbar, einerseits archaisch und suchend, andererseits abgeklärt und voll Selbstvertrauen. Es sind Weine die der steirischen Weinlandschaft eine weitere Nuance hinzufügen.

Dieser Wein gehört sicherlich zu den besten Vertretern der Sorte Welschriesling, aber dies allein würde den Kern der Sache nicht treffen, ist dieser Wein doch viel mehr Terroir und noch viel mehr Hochgrassnitzberg. Es ist ein großartiger Wein und hat mein Weltbild ein kleines bisschen verändert. Er hat meine Sinne für diese Sorte weiter verschärft und verfeinert. Die Weine von Christoph Polz gehören zu den faszinierendsten der steirischen  Weinlandschaft.

Alkohol: 13,5%

Unsere Bewertung: 96/100 Punkte

www.christophpolz.at

Verkostet und bewertet von Weinakademiker Helmut Gramer