Karl Schnabel – Pinot Noir Koregg 2017

Wenn Karl Schnabel die mit Quarzsand gefüllten Kuhhörner zur Sonnenwende im Boden vergräbt, dann ruhen sie unter der Erde und nehmen Energie in sich auf. Dort unten ist es eine ruhige Zeit, für Karl nicht. Er ist mit der Sense unterwegs. Er mäht seine Weingärten, bespritzt die Reben mit verschiedenen Kräutertees und bringt dynamisierten Kuhdung aus. Diesen bekommt er von seinen Rindern, 13 sind es an der Zahl und die bekommen dafür sein gemähtes Gras. Hier ist alles eine Einheit, es ist ein Kreislauf und das macht Sinn.

Zusammen mit seiner Frau Eva betreibt er den Ermihof im Sausal. Bekannt ist dieses Weinbaugebiet für seine Weißweine. Im Gegensatz dazu setzt Karl vor allem auf Rot. Neben Blaufränkisch und Rotburger setzt er auch auf Pinot Noir, den er auf zwei Rieden und insgesamt 1,8 Hektar ausgepflanzt hat. Diese Rieden heißen Hochegg und Koregg und liegen auf ungefähr 500 Meter Seehöhe. Beide Böden sind kalkfrei und bestehen aus silikatischem Schiefergestein.

Die nach Demeter-Richtlinien gewonnenen Trauben wurden gerebelt und ohne Mazeration spontan im Holzbottich vergoren. Nach einer Maischestandzeit von 10-14 Tagen wurden die Trauben abgepresst und in gebrauchten Piéces (228 l fassende Burgunderfässer) für ca. 12 Monate ausgebaut. Gefüllt wurde der Wein ohne Schönung und Filtration. Schwefel wurde zu keinem Zeitpunkt des Weinwerdens zugesetzt.

Anfangs zeigt sich der Wein eher zurückhaltend. Man gibt ihm Zeit und erkennt Aromen nach Hagebutte, Himbeere, kandierter Kirsche, getrockneten Kräutern und Preiselbeere. Erweitert wird dieses Spektrum durch eine leichte Röstnote, zarte Nuancen vom Eichenholz und leicht rauchigen Einschüben. Am Gaumen kompakt, harmonisch und voller Frische, gestützt von feinem Tannin und guter Länge. Der Wein ist charaktervoll und persönlich. Er steht weit über vielen seelenlosen Weinen und vermag durch seine Individualität auch zu fordern.

Die Art wie Karl Schnabel Wein macht ist extrem. Körperlicher Einsatz, Muskelkraft und Herzblut wird in die Waagschale geworfen. Es werden keine Kompromisse eingegangen und nichts wird zugesetzt. Es werden Grenzen ausgelotet und mitunter überschritten. Dies alles birgt Risiken und die werden in Kauf genommen. Sie gehören dazu auf den Weg zur Perfektion, die man im Wein zwar suchen kann, aber am Ende doch nicht finden wird. Das alles weiß Karl Schnabel und er weiß auch, daß den eigenen Weg keiner besser kennt, als man selbst.

Alkohol: 12,5%

Unsere Bewertung: 92/100 Punkten

karl-schnabel.at

Verkostet und bewertet von Weinakademiker Helmut Gramer