Erwin Sabathi – Pinot Noir 2018

Die Steiermark und Pinot Noir haben keine Liebesbeziehung. „This is not a love song“ würde Johnny Rotten, Sänger der Bands „The Sex Pistols“ und „PIL“ wohl dazu anmerken. Diese Rebsorte, welche der Weinbauregion Burgund zur Weltgeltung verholfen hat und schon vor einigen Jahrhunderten in die Steiermark gekommen ist, führt hier nur ein Schattendasein und erhält kaum Anerkennung. Dies verdeutlicht auch der Rückgang auf nur 4 ha Weingartenfläche im Jahre 1989. Mittlerweile verfügt die Sorte über 20,23 Hektar und hat zumindest eine Nische in der Weinlandschaft der Steiermark gefunden.

Unter diesen Umständen war es ein mutiger Schritt, den Erwin Sabathi im Jahre 2016 setzte, als er auf etwas mehr als einem halben Hektar am Pössnitzberg Pinot Noir pflanzte. Die Anlage verfügt über eine Pflanzdichte von 5.500 Stöcken, die auf der kalkverträglichen Unterlagsrebe Paulsen wurzeln. Im Jahre 2018 konnte er die erste nutzbare Ernte erzielen.

Die biologisch gewachsenen Trauben wurden per Hand gelesen und mit dem Stilgerüst im offenen Holzgärständer vergoren. Die Verwendung von Stielen bringt zusätzlich verwertbaren Gerbstoff, erhöht die Komplexität, senkt den Alkohol und die Gärtemperatur und stabilisiert die Farbe.

Gerade diese Art der Vergärung wird in der heutigen, durch den Klimawandel geprägten Zeit deutlich wichtiger. Anschließend reifte der Wein für 36 Monate in neuen und gebrauchten 228 l Eichenfässern aus dem Burgund.

Dieser Pinot Noir präsentiert sich mit einem hellen Rubinrot, welches sich zum Rand hin mit leicht granatroten Akzenten vermischt. In der Nase elegant und konzentriert, mit rotbeerigen Aromen nach Kirsche, Himbeere und Schlehe. Die leicht wahrnehmbare Röstnote vom Holzfassausbau ist perfekt integriert und vermischt sich mit Nuancen von Veilchen und etwas weißem Rauch. Im Ausdruck ätherisch und tief.

Am Gaumen ungeheuer elegant und perfekt balanciert. Intensive Aromen von roten Früchten, erkennbare Hagebutte, kandierte Kirsche, ganz leicht laktisch, feiner Schmelz, kühle feinherbe Noten, auf den Punkt gereiftes Tannin und ein frisches Finale mit steinig-mineralischen Akzenten und großer Länge.

Dieser Wein ist ein Erlebnis. Mit seiner unangreifbaren Eleganz und Leichtigkeit vermag er zu verzaubern und es sei ihm auf Grund seiner Jugendlichkeit auch verziehen, dass er mehr die Rebsorte als das Terroir ausdrückt. Dennoch aber, vernimmt man hier die deutliche Stimme der Steiermark. Es ist eine Interpretation der Rebsorte, die sich, wie sollte es auch anders sein, der Herkunft nicht entziehen kann.

Ein kaum zu erwartendes Optimum wurde aus diesem ersten Jahrgang geholt. Hier wurde alles richtig gemacht. Die Rebsorte und die Steiermark wurden auf den Punkt gebracht. Fast unglaublich, dass dieser Wein aus einer Jungfernlese stammt und kaum abzusehen zu welch großartigen Ergebnissen zukünftige Ernten fähig sein werden.

Die steirische Weinwelt ist um eine Schattierung reicher geworden und der Pinot Noir hat eine neue Heimat gefunden.

Alkohol: 13%, Säure: 4,9 g/l, Restzucker 0,2 g/l

Unsere Bewertung: 95/100 Punkten

Zu beziehen bei: www.weinco.at oder auf Anfrage unter weingut@sabathi.com

Verkostet und bewertet von Weinakademiker Helmut Gramer